Die Bogenschützen waren im osmanischen Reich vergleichbar mit einer Gilde oder Zunft organisiert. Der Vorsteher und spirituelle Führer der Gilde ist der Pir.
Der Unterricht selbst wid von einem Lehrer oder Trainer durchgeführt, dem Usta. Um Aufgenommen zu werden muss man eine Schußdistanz von 900 Fahrten (594 m) bewältigen können. Erst, wenn man das Training hierfür erfolgreich Abgeschloßen hat, wurde man als offiziell lizenzierter Bogenschütze anerkannt und der Name des Schützen im Tekke-Standesamt eingetragen. Wie auch in anderen Künsten wurden die Schüler, die die Ausbildung des Meisters nicht erfolgreich bestanden, nicht als Bogenschützen bezeichnet und durften nicht an Tunieren teilnehmen.
In einer Zeremonie überreichte der Pir den Schüler einen einen Kepaze Bogen und die eigentliche Ausbildung zum Bogenschützen begann.
Kepaze Training:
Die Ausbildung im traditionellen Bogenschießen beginnt mit Kepâze Training. Dabei werden das Bogenspannen, der Stand, die Stellung und Haltung, die Stellung der Zughand und des –Armes, die Verankerung, den Schießablauf und weitere Grundtechniken geübt.
Die dabei verwendeten Bögen sind schwächer als die Bögen, mit denen Pfeile geschossen werden. Es ist nicht mehr genau bekannt, wie die Kepâze Bögen Aufgebaut waren, es gibt jedoch schriftlichen Quellen die einen ähnlichen Aufbau wie die Reflexbögen nahelegen.
Kepâze Training hilft die erforderliche Kraft zu entwickeln und die Schießform zu erlernen. Der Kepâzekeş-Kandidat begann mit 50 Auszügen pro Tag und erhöhte diese Zahl im Laufe der Zeit auf 500. Das Training beginnt mit erhalt des Bogens. Es ist ratsam, jeden Morgen 66 Züge durchzuführen, um den Rhythmus nicht zu verlieren.
Die Sehne wird in rythmischen Abständen gezogen, ohne dass Pfeile abgefeuert werden. Dabei sollten die Füße fest auf dem Boden stehen und der Kopf zum Bogen gedreht sein
Das Wichtigste dabei ist, sich nicht zu beeilen und die Muskeln nicht dazu zu zwingen, um Verletzungen zu vermeiden. Andernfalls ist eine dauerhafte Behinderung, die das gesamte Leben im Bogenschießsport betrifft, unvermeidlich.
Es gibt zwei Hauptziele des Kepaze-Trainings:
Muskeln aufbauen und sich an das Bogenschießen gewöhnen:
Die beim Bogenschießen verwendeten Muskeln gehören nicht zu den Muskelgruppen, die im normalen Leben und beim Sport verwendet werden. Aus diesem Grund müssen diese Muskeln vor Beginn des Bogenschießens aufgebaut werden.
Muskelgedächtnis schaffen:
Es ist wichtig ein Muskelgedächtnis zu entwickeln um ein konstantes Trefferbild zu erzielen.
Beuteltraining:
Nach der Trockenübung kam das „Torba idmani“ (Beuteltraining). Die Beutel bzw. Säcke, welche mit Wattekernen oder Spänen befüllt worden sind, wurden mithilfe hierfür geeigneter Bögen aus einer kurzen Entfernung getroffen. Das Training hilft den Ablass des Pfeils und die Bewegungen der Zug- und Bogenhand zu harmonisieren.
Weitschuss:
Nach Beuteltarining Phase wurde Weitschuss im Freien geübt. Erst nach der Einwilligung des Meisters durfte der Lehrling in den nächsten Schritt übergehen.
Die Lehrlinge wurden beim Bogenschießen in zwei Wettkampfdisziplinen ausgebildet.
Die zwei Disziplinen nannten sich „darb“ (übersetzt „harter Schlag“) und „puta atisi“ (Puta – Wurf). Beim „darb“ wurde auf spezielle harte Zielscheiben geschoßen. Hierbei ging es darum, die Gegenstände wortwörtlich zu durchbohren.
Beim sogenannten Puta (traditionell türkische Zielscheibe) schießen, wurde daspräzise Treffen der Scheibe geübt. In den Schriften (nach dem 17. Jahrhundert) werden diese zwei Disziplinen nicht oft erwähnt, jedoch wird darauf hingewiesen, dass eine erfolgreiche Bogenschütze in beiden Diziplinen beste Leistungen zu erbringen habe.